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Spaghetti-Tintenfischlis gekocht von Severin Hofer

gabel

Severin Hofer

löffel

Aus einem geflochtenen Korb packt Severin seine Zutaten aus – und ein eher ungewöhnliches Küchenwerkzeug: einen Seitenschneider. Mit präzisen Handgriffen kürzt er damit die Spaghetti, bevor er sie durch die Wienerlistücke sticht, um sein Gericht „Tintenfischli“ zu kreieren. Sofort wird klar: Hier geht es nicht nur ums Kochen, sondern um Experimentierfreude, Humor und eine spielerische Herangehensweise ans Essen. Das Gericht weckt in Severin das Gefühl, für einen Moment wieder Kind zu sein – unbeschwert und voller Neugier. Seine kreative Art zeigt sich nicht nur in der Küche, sondern in allem, was er tut.


Severin Hofer ist kein Mensch, den man mit einem einzigen Wort beschreiben kann. Vielleicht passt „Gspädrässig“, wie er selbst sagt – schräg, unkonventionell und ein wenig seltsam, aber im besten Sinne. Wer ihm begegnet, merkt schnell: Hier ist jemand, der das Leben nicht nach geraden Linien lebt, sondern seinen eigenen Weg geht. Er ist ein Mensch voller Kreativität, Ideen und Tatendrang – immer in Bewegung, immer offen für Neues. Was als Nächstes kommt, weiss er nicht – aber er weiss, dass er es mit Leidenschaft tun wird.


Zwischen Bastelraum und Naturabenteuern


Severin wuchs in Hünenberg auf, einem ländlich geprägten Dorf im Kanton Zug. Er verbrachte gerne viel Zeit draussen in der umliegenden Natur und in den Wäldern. Seine Kindheit war geprägt von Naturabenteuern, Bastelprojekten und kreativen Experimenten. „Wir hatten zu Hause eigentlich schon fast einen eigenen Kindergarten. Der Bastelraum war ein richtiger Hotspot – da kamen Kinder aus dem ganzen Quartier zusammen.“ Seine Eltern lebten ihm von klein auf Kreativität und handwerkliches Geschick vor. Seine Mutter, eine Hauswirtschaftslehrerin und sein Vater, ein Werklehrer, gaben ihm beide das Gespür für handwerkliche Arbeit und Freude am Gestalten weiter – sei es beim Bauen, Tüfteln oder beim Entwickeln und Umsetzen eigener Ideen. „Meine Eltern haben mir sehr viel Kreativität vorgelebt.“ Severin hat auch eine zwei Jahre ältere Schwester, mit der er sich immer gut verstanden hat und bis heute eine enge Beziehung pflegt. „Alles ausser der Schule war gut“, sagt er lachend über seine Kindheit. Nicht das Lernen selbst, sondern der Umgang mit Autoritäten war für ihn herausfordernd. „Das zieht sich bis heute“, meint er mit einem Schmunzeln. Heute lebt Severin in der Stadt Zug in einer WG mit einer Kollegin. Dort gefällt es ihm sehr gut und er würde gerne bleiben. Dennoch beobachtet er eine Entwicklung in der Region, bei der er sich nicht sicher ist, wohin sie führt: „Die Frage ist nicht, ob man im Kanton Zug bleiben will, sondern ob Zug einen bleiben lässt. Die Verdrängung ist real.“ Steigende Mieten und eine einseitige Bevölkerungsentwicklung machen es schwer, langfristig in Zug zu bleiben. Trotz dieser Unsicherheiten blickt Severin optimistisch in die Zukunft. Sollte sich die Situation nicht verbessern, wäre er auch offen für einen Ortswechsel. Wichtig ist ihm vor allem, von guten Menschen umgeben zu sein und einen Ort zu haben, an dem Ideen wachsen können – Hauptsache, es gibt Raum für Kreativität.


Vom Kindergärtner zum Bühnenkünstler


Nach der Grundschule besuchte Severin die Kantonsschule. Doch am ersten Tag der vierten Klasse wurde ihm klar, dass dies nicht der richtige Ort für ihn war. Die strengen Regeln und die Erwartung, sich anzupassen, empfand er als widersprüchlich – besonders, wenn jene, die sie aufstellten, sich selbst nicht daran hielten. Kurzerhand entschied er sich, die Schule zu verlassen. Es war keine impulsive Rebellion, sondern eine bewusste Entscheidung: Er wollte seinen eigenen Weg gehen. Severin begann ein Praktikum bei einem Radiosender, bei dem er anschliessend auch fest angestellt wurde. Durch den Austausch mit Menschen aus dem Berufsleben, erkannte er, dass eine Ausbildung eine sinnvolle Grundlage für die Zukunft sein kann. Also entschloss er sich, die Fachmittelschule zu besuchen. Nach einem kurzen Abstecher in die Jugendarbeit fand er schliesslich seine nächste Berufung: die Ausbildung zum Kindergärtner. Fünf Jahre lang arbeitete er in diesem Beruf in Teilzeit. Severin gefiel besonders, dass er neugierig sein, Geschichten erzählen und einen Raum schaffen konnte, in dem sich Menschen wohlfühlen. Er schätzte die Möglichkeit, mit Kindern kreativ zu arbeiten, gemeinsam Dinge zu erleben, zu basteln, zu bauen und immer wieder neue Perspektiven einzunehmen. Doch parallel dazu wuchs etwas anderes: seine Leidenschaft für die Bühne, für Geschichten und Unterhaltung. Irgendwann wurde ihm klar, dass er sich ganz auf seine künstlerischen und kreativen Tätigkeiten konzentrieren wollte. Heute ist Severin selbstständig – ein Begriff, der bei ihm so flexibel ist wie sein kreativer Alltag. Er steht auf Bühnen als Erzähler, Autor und Zauberer. Die Bühne begeistert Severin, weil sie ihm die Möglichkeit gibt, Geschichten live zu erzählen, spontan mit dem Publikum zu interagieren, Menschen zum Lachen zu bringen und sie in andere Welten zu entführen. Neben seinen Auftritten schreibt er Kinderbücher, wie zum Beispiel „Als das Dromedar in meinem Garten stand“, produziert Videos, baut Requisiten für Theaterproduktionen, lektoriert Texte und entwickelt kreative Konzepte. „Leute fragen mich oft: Was machst du eigentlich genau? Und ich kann nur sagen: Das, was ich gerade mache.“


Severins kreatives Zuhause


Der kreative Mittelpunkt von Severin ist sein Atelier. „Ich habe kein Hobby. Mein Leben ist eine Mischung aus Arbeit, Freizeit und Kunst. Im Atelier passiert alles: Wir arbeiten, feiern, spielen und kochen hier. Es gibt keine klare Trennung.“ In diesem Atelier arbeiten rund 20 Menschen aus verschiedenen kreativen Berufen – von Grafikern über Textildesigner bis hin zu Poetinnen. Die Zusammenarbeit und der Austausch mit anderen inspirieren Severin. Es ist das perfekte Umfeld, um sich kreativ auszuleben, voneinander zu lernen und neue Ideen zu entwickeln. Unterhalb des Ateliers befindet sich eine Schreinerei, die ihm zusätzliche Möglichkeiten eröffnet, etwa für die Herstellung von Requisiten für Bühnenproduktionen. Durch den direkten Zugang zu handwerklichen Mitteln entstehen spontane Ideen, die er sonst vielleicht gar nicht hätte. Doch Severins Kreativität entspringt nicht nur Talent, sondern auch einer gewissen Dringlichkeit. „Kreativität braucht Dringlichkeit. Wenn du sie nicht spürst, bleibt vieles nur eine Idee.“ Und für ihn zählt vor allem eines: Machen. „Ich glaube, ich bin nicht besonders kreativ – ich bin einfach der Typ, der es macht.“ Begegnungen mit Menschen sind für ihn die grösste Inspirationsquelle – genauso wie alte Spielzeuge, die er in Brockenhäusern sammelt. Im Atelier gibt es das Ritual „Gegenstand der Woche“, bei dem alle mit einem bestimmten Objekt experimentieren. „Spielzeuge haben oft eine tiefere Bedeutung, weil sie Kreativität und einen spielerischen Zugang zur Welt fördern.“ Das Atelier ist ein zentraler Bestandteil von Severins Leben. Doch dieser besondere Ort ist bedroht: Das Atelier soll im Oktober abgerissen werden und die Suche nach einem neuen Raum beschäftigt ihn mehr als jede Zukunftsvision. „Mein einziges Ziel für die Zukunft? Ein neues Atelier finden.“ Denn für ihn ist es mehr als ein Atelier – es ist ein kreatives Zuhause, in dem Ideen zum Leben erwachen und Gemeinschaft den Alltag prägt.


Tintenfischli – Mehr als ein Kindermenü


Severins Gericht für Storytäller, „Tintenfischli“, ist eine verspielte Kreation, bei der Spaghetti durch Wurststücke gestochen werden und am Ende wie kleine Tintenfische aussehen. „Kein Gourmet – aber es macht gute Laune“, sagt er lachend und ergänzt: „Es weckt das Gefühl, Kind zu sein – für diesen Moment.“ Seine Begeisterung für Kindermenüs entspringt einem Kontrast zu seiner eigenen Kindheit. Aufgewachsen in einem Haushalt, in dem hochwertiges Essen zum Alltag gehörte, hatte er als Kind keinen Zugang zu typischen Kindermenüs – kein Spaghetti-Plausch mit Ketchup, keine Fischstäbchen mit Pommes. Seine Mutter kochte richtige Gourmet-Menüs. „Meine Mutter hat immer extrem gut gekocht. Ich glaube, jeder sagt, dass seine Mutter am besten kocht – aber bei ihr stimmt es wirklich.“ Die kulinarische Leidenschaft seiner Mutter hat Severin jedoch nicht übernommen. Am liebsten isst er Sandwiches – und für sich selbst zu kochen, mag er eigentlich gar nicht. Doch im Atelier, wo es üblich war, dass jeweils jemand für die Gruppe kochte, begann er, sich mit dem Kochen auseinanderzusetzen. Dabei entdeckte er Kindermenüs für sich – einfach zuzubereitende Gerichte, die sofort nostalgische Gefühle hervorrufen – auch dann, wenn man sie selbst in der Kindheit nie gegessen hat. „Kindermenüs wecken Emotionen, sorgen für Diskussionen und sie haben etwas Anarchisches – weil du als Erwachsener selbst entscheidest, ob du heute Kind sein willst oder nicht“, erklärt er. Mit den Kindermenüs hat Severin eine Nische gefunden, die perfekt zu ihm passt. „Wenn du als Erwachsener entscheidest, dass du jetzt ein Kindermenü kochst, dann gehört dir die Welt. Weil du selbst bestimmst, ob du heute erwachsen sein willst oder nicht.“ Unterdessen ist „Tintenfischli“ Severins Spezialität. Sogar eine vegetarische Version hat er entwickelt: Dafür bohrt er mit einer Bohrmaschine Löcher in Rüebli, um die Spaghetti darin zu befestigen. Was als kleiner Küchenspass begann, wurde schnell zu seinem Markenzeichen und ist für ihn heute ein kulinarisches Statement: Eine Einladung, Essen mit Leichtigkeit und Kreativität zu betrachten – und für einen Moment einfach wieder Kind sein zu dürfen.


Gspädrässig durchs Leben


Severin Hofer geht seinen eigenen Weg – er entwickelt Ideen, setzt Projekte um und bleibt offen für alles Neue, das sich ihm bietet. Bald plant er, eine Pause von Bühnenauftritten einzulegen, um sich neu zu orientieren. Seine Lebensphilosophie ist simpel: „Einfach mal machen.“ Er sieht sich nicht als klassischen Künstler mit einer festen Disziplin, sondern als jemanden, der ständig Neues ausprobiert. Seine Projekte entstehen aus Neugier, nicht aus Perfektionismus. Severin betrachtet das Leben mit Humor, Experimentierfreude und einem unkonventionellen Blick – gspädrässig, kreativ und immer für eine Überraschung gut.

Severin's Spaghetti-Tintenfischlis

löffel

Zutaten & Zubereitung

Zutaten für zwei Personen
  • 4 Wienerli aus der Dorfmetzgerei
  • 250 g Spaghetti vom italienischen Lädeli
  • 150 g Tomatensugo vom italienischen Lädeli
  • Salz
  • Basilikum
  • Extrawerkzeug Seitenschneider
Zubereitung der Auberginen

1. Spaghetti mit einem Seitenschneider so zuschneiden, damit sie waagrecht im Kochtopf Platz haben.
2. Wienerli in daumendicke Scheiben schneiden.
3. Wienerli-Scheiben mit jeweils fünf Spaghetti durchstechen.
4. Wienerli-Spaghetti ins gesalzene, kochende Wasser geben und kochen - bis die Spaghetti aldente sind.
5. Tomatensugo erwärmen
6. Wienerli-Spaghetti abschöpfen und mit Tomatensugo übergiessen.
7. Basilikum als Dekoration auf die «Tintenfische» geben.
En Guete!


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