Mit strahlendem Gesicht betrat Marbella die Küche und verbreitete sofort eine positive und energiegeladene Stimmung. Mit dabei ihr Mann und eine grosse Kiste mit farbenfrohen Lebensmitteln – Zutaten für ihr besonderes Gericht „Arepas“. Das venezolanische Maisbrot spiegelt nicht nur ihre Wurzeln wider, sondern weckt auch ein tiefes Gefühl von Heimat in ihr.
Marbella Hagmann strahlt nicht nur Lebensfreude aus, sondern auch eine faszinierende Vielschichtigkeit. Ihre Wurzeln sind in zwei unterschiedlichen Welten verankert: In Walenstadt, St. Gallen, zuhause, liegt ihr Ursprung in Venezuela. Diese beiden Heimaten spiegeln sich auch in ihrer Persönlichkeit wider: „Ich bin sicher, im Alltag sehr schweizerisch – ich versuche, pünktlich zu sein, bin etwas strukturierter. Aber vom Feeling her bin ich von Venezuela. Bei mir gibt es wenig Grauzonen. Wenn ich etwas gerne habe, dann liebe ich es intensiv. Wenn nicht, dann hasse ich es.“ Diese Kontraste machen Marbella einzigartig. Sie vereint die Klarheit und Struktur der Schweiz mit der leidenschaftlichen Emotionalität Venezuelas. Für Marbella geht es immer darum, das Beste aus beiden Welten mitzunehmen und daraus etwas Eigenes zu schaffen.
Von Caracas in die Alpen
Marbellas Mutter stammt aus der Karibik, genauer von Trinidad und Tobago. Ihre Grossmutter hatte spanische, ihr Grossvater kreolisch-afrikanische Wurzeln. Aufgrund von Rassismus in der Karibik wanderte die Familie nach Venezuela aus, wo Marbella in der lebhaften Hauptstadt Caracas geboren wurde. Die ersten Jahre ihres Lebens verbrachte sie mit ihrer Grossfamilie in Südamerika – eine Zeit voller liebevoller Erinnerungen. Besonders ihre Grossmutter, ein herzlicher Mensch und eine grossartige Köchin, prägte sie tief. „Meine Grossmutter war meine zweite Mama. Wenn ich etwas zu essen wünschte, hat sie es mir ratzfatz aufgetischt.“ Marbella erinnert sich an das römische Haus, in dem sie aufwuchs, mit dem Duft aus der Küche und einem Innenhof, in den es manchmal hineinregnete. Es war ein Zuhause voller Leben undWärme, in dem die liebevolle Fürsorge ihrer Grossmutter allgegenwärtig war. Als ihr Schweizer Vater dann entschied, in seine Heimat zurückzukehren, wurde sie im jungen Alter von acht Jahren (1984) quer über den Atlantik geflogen und landete auf dem Bauernhof ihrer Tante am Flumser Kleinberg. Der Übergang vom lebhaften Venezuela in die strukturierten Alpen war eine Herausforderung, doch Marbella meisterte die Integration. „Als wir in die Schweiz kamen, war es für meine Eltern wichtig, dass wir die Sprache lernten und uns hier integrierten, aber nicht vergessen, woher wir kommen.“ Auf dem Bauernhof lernte sie fleissig Schweizerdeutsch, half beim Melken und Füttern der Tiere und entwickelte eine tiefe Verbindung zur Schweiz. Ihr Vater brachte ihr auch die Schweizer Küche näher: „Er hat jeden Sonntag gekocht, auch jetzt noch.“ Trotz der Entfernung blieb die Bindung zu ihrer Familie und den Traditionen in Venezuela stark. Regelmässig verbrachte sie die Sommerferien dort und hielt so ihre Wurzeln lebendig. Sprache stellte sich bald als ihr Talent heraus. Schnell lernte sie Schweizerdeutsch und als ausgesprochen kommunikative Person während der Schulzeit noch drei weitere Sprachen. Danach arbeitete sie 13 Jahre lang als Direktionsassistentin. Sie war in der Schweiz, ihrer neuen Heimat, angekommen.
Ein Zuhause voller Liebe und Geschmack
Und dann kam Stephan. Marbella verliebte sich und schon bald kam ihr erster Sohn Lionel zur Welt, dicht gefolgt von ihrem zweiten Sohn Rafael. Sie schloss die Bürotüren hinter sich und bereitete sich auf das Leben mit ihrer Familie vor – ohne zu wissen, was noch Grossartiges auf sie wartete. Mit ihrer Familie baute sie ein Zuhause voller Liebe und Geschmack. „Essen soll mehr sein als nur Nahrungsaufnahme – es ist ein Erlebnis, das verbindet und verwöhnt,“ erklärt Marbella. Diese Philosophie lebt sie mit ihrer Familie: Ihr Mann Stephan teilt ihre Leidenschaft fürs Kochen, was ihre Beziehung stärkt.Auch ihre Söhne haben die Liebe zur Kulinarik übernommen. Lionel ist ein neugieriger Geniesser, während Rafael das Kochen für sich entdeckt hat und seine Mutter mit Begeisterung beim kochen unterstützt. Als Mutter stand Marbella nun wieder öfter am Herd. „Ich liebte es, mit Stilen und Geschmäckern zu experimentieren und bald fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Das Kochen ist meine Welt!“ Wenn sie zwischen dampfenden Pfannen und Töpfen stand, Gemüse schnipselte und Gewürze mischte, war sie ganz in ihrem Element – und fühlte sich so richtig zu Hause.
Kochen mit Herz
Im Mai 2010 gründete Marbella Hagmann ihr erstes Geschäft namens „Chilliwerk“ – ein Projekt, das als Hobby auf einem Koffermarkt begann und sich schnell zu einer echten Leidenschaft entwickelte „Gemeinsam mit meiner Familie stampften wir es förmlich aus dem Boden, und ich führe es bis heute mit viel Enthusiasmus.“ Bei „Chilliwerk“ produziert sie selbstgemachte Chutneys, Saucen, Marinaden und Konfitüren aus Schweizer Chilis. Ihre persönlichen Favoriten sind die „Marbella's Best“-Sauce und eine schärfere Pflaumen-Habanero-Sauce. Für Marbella steht Leidenschaft über Profit – ihr Fokus liegt darauf, Menschen durch ihre Kreationen Freude zu bereiten. Doch Marbella wollte noch näher bei den Menschen sein und ihre kulinarische Leidenschaft direkt erlebbar machen. Der Entschluss, ein Restaurant zu eröffnen, war eine neue Herausforderung, die Höhen und Tiefen mit sich brachte. Fehlinvestitionen und die Unwägbarkeiten der Gastronomie prägten die Anfangsjahre. Gerade als das Restaurant begann, Erfolge zu erzielen, brachte die Corona-Pandemie alles zum Stillstand. Nach fünf Jahren musste Marbella schweren Herzens schliessen – ein harter Rückschlag, den sie mit ihrer positiven Einstellung meisterte. „Alles, was passiert, formt uns. Ich bin dankbar für jede Lektion“, erzählt Marbella. Mit ungebrochenem Willen gründete sie kurz darauf „Marbella’s Kitchen“. Hier bietet sie Kochkurse an, arbeitet als Mietköchin oder übernimmt Caterings. In ihren Gerichten vereint sie die feurige Leidenschaft der karibisch-kreolischen Küche mit einem Hauch schweizerischer Bodenständigkeit. „Ich liebe es, diese Fusion direkt auf die Teller meiner Gäste zu zaubern und sie so für einen Moment aus dem Alltagstrott zu holen – in die Welt einer unvergleichlichen Geschmacksexplosion.“
Alles unter einem Hut
Leidenschaftliche Köchin, Unternehmerin und Mutter – Marbella Hagmann kennt keine Langeweile. Die Herausforderung, all ihre Rollen unter einen Hut zu bringen, meistert sie mit guter Organisation. Dabei spielt sich ihr Leben buchstäblich unter einem Dach ab: Ihr Zuhause ist nicht nur der Mittelpunkt ihres Familienlebens, sondern auch ihre Produktionsstätte. Trotz ihres vollen Terminkalenders bleibt Marbella offen für neue Möglichkeiten. So nahm sie 2024 an der TV-Show „Master Chef Schweiz“ teil und erreichte den fünften Platz – eine Erfahrung, die ihr weniger um Ruhm ging, sondern darum, Menschen für die karibisch-kreolische Küche zu begeistern. Ebenso engagierte sie sich bei unserem Studienprojekt „Storytäller“, eine weitere Gelegenheit, ihre Leidenschaft und Kreativität auszuleben.
Heimat auf dem Teller
Für Marbella Hagmann war es selbstverständlich, bei „Storytäller“ Arepas zu kochen – ein Maisbrot, das für sie weit mehr als nur ein Gericht ist. Arepas symbolisieren Heimat, Familie und emotionale Verbundenheit. Jedes Mal, wenn sie Arepas zubereitet, fühlt sie sich ihren Wurzeln und ihrer Grossmutter, die dieses Gericht so oft für sie gemacht hat, besonders nahe. „Jedes Mal, wenn ich Arepas mache, mache ich zwei, drei Fotos und schicke sie per WhatsApp an meine Familie in Venezuela, damit sie sehen, wir haben euch nicht vergessen.“ Die Zubereitung der Arepas ist ein ebenso sinnlicher wie persönlicher Prozess: von Hand geformt, nach Gefühl perfektioniert und mit einer Vielzahl von Füllungen serviert. Für „Storytäller“ wählte Marbella Bohnenmus, karamellisiertes Gemüse, Guacamole und ein Spiegelei. Doch unabhängig von der Füllung bleibt die Bedeutung gleich: Arepas sind für Marbella eine Verbindung zu ihrer Familie und ihrer Vergangenheit – eine Brücke zwischen Venezuela und der Schweiz.
Eine Brückenbauerin zwischen Kulturen
Marbella Hagmann ist eine Frau voller Leidenschaft und Tatendrang, stets offen für neue Herausforderungen. Ihr nächstes grosses Ziel ist ein eigenes Kochbuch – eine Sammlung ihrer besten Rezepte, ergänzt durch praktische Tipps zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung. Dieses Herzensprojekt möchte sie bis zu ihrem 50. Geburtstag verwirklichen. „Das Kochen ist nicht nur mein Beruf, es ist meine Welt. Und ich möchte diese Welt mit anderen teilen“, erklärt Marbella mit einem Lächeln. Doch Marbella ist nicht nur Köchin, sondern auch eine Brückenbauerin zwischen Kulturen. Mit ihrer Leidenschaft, ihrer positiven Art und Authentizität hin
Alle Zutaten mischen, mit einer Kelle oder der Hand gut verrühren und 5 Minuten stehen lassen. Mit den Händen 5 Kugeln formen, mit den Handballen flach drücken. Butter oder Öl in 2 Bratpfannen erhitzen und die Arepas 5 Minuten von beiden Seiten braten. Herausnehmen und in den vorgeheizten Backofen bei 120 C backen, bis sie sich mit Luft zu einem Kissen formen.
Füllungen von oben nach unten:
Alle Zutaten gut vermischen und mit Salz und Pfeffer bei Bedarf nachwürzen.
Alle Zutaten in einer Pfanne bei mittlerer Hitze anbraten und köcheln lassen, bis das Gemüse gar ist. Je nach Gusto kann man die rote Zwiebel im Öl und der Prise Rohrzucker karamellisieren und erst dann die restlichen Zutaten dazugeben; köcheln lassen, bis das Gemüse gar ist.
Die Bohnen über Nacht in reichlich Wasser einweichen. Am nächsten Tag die Bohnen abgießen und mit frischem Wasser ca. 1-1,2 Liter und einer Prise Natron aufsetzen. Etwa 1 Stunde lang kochen lassen, bis die Bohnen weich sind.
Zwiebel und Knoblauch fein hacken. In eine Pfanne Sonnenblumenöl hineingeben, darin die Zwiebel, Knoblauch, Ketchup und Cumin anbraten, etwa 5EL vom Saft der gekochten Bohnen hinzugeben und mit anbraten. Etwas köcheln lassen, dabei zwischendrin mit einem Löffel umrühren, bis sich alles gut vermischt und dickflüssig wird. Das Ganze zu den Bohnen geben und Bouillonwürfel dazugeben. Die Bohnen nun nochmals 30 Minuten abgedeckt köcheln lassen, am Ende eventuell offen köcheln lassen, falls die Sauce noch zu flüssig sein sollte. Mit Salz, Pfeffer und Worchestershire Sauce abschmecken.